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Die Crowd, die sich nicht traut

Screenshot: Krauterporter.de

Screenshot: Krauterporter.de

Kaum ein klassischer Print-Verlag würde seine IVW-Auflage so unverfroren frisieren, wie die Krautreporter die Zahl ihrer „Unterstützer“ (zu denen ich übrigens auch gehöre). Krautreporter-Gründer Sebastian Esser freut sich im NDR-Interview mit Daniel Bröckerhoff über „15.000 Leute, die wollen, dass es klappt“. 15.000 Unterstützer: So viele wollten die Krautreporter gewinnen, um ihr Journalismus-Projekt ein Jahr lang finanzieren zu können. Leider haben sie haben ihr Ziel verfehlt, denn das amtliche Endergenbnis – 16.506 – ist ein Marketing-Gag.

Meist anonyme Großspender durften bis zu 1.000 „Unterstützer“ simulieren. Peter Esser bestreitet das auf Nachfrage von Bröckerhoff auch gar nicht. Mehr dazu in dieser Analyse von Achim Tack. Seine Liste deutet darauf hin, dass neben der Rudolf-Augstein-Stiftung auch mehrere Unternehmer Geld im Wert von jeweils über 100 „Unterstützern“ zugeschossen haben. Das mag alles legal sein, weil die Krautreporter auf die Möglichkeit von Spenden-Abos hingewiesen haben. Aber 1.000 virtuelle Mitgliedschaften als „1.000 Unterstützer“ zu verkaufen, das klingt weniger nach neuem Online-Journalismus als nach künstlich erhöhter „verkaufter Auflage“ in der Print-IVW.

Sebastian Esser kann sich übrigens gar nicht vorstellen, dass irgendein Großspender Einfluss auf Krautreporter nehmen könnte: „Ich wüsste gar nicht, wie das funktionieren sollte“, sagt er treuherzig ins Bröckerhoff-Mikro. Das Geld fließe ja vor der Berichterstattung und nicht hinterher.

Konsequent zu Ende gedacht hieße das also: Käuflichkeit ist immer nur eine Frage des Zeitpunkts. Ich glaube nicht, dass Esser das ernst meint. Aber ich würde die Krautreporter gerne ernst nehmen. Hoffentlich kann ich das bald wieder, denn eigentlich werden sie gebraucht.

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  1. Orry

    Mannomann! Nörgel, nörgel, nörgel… Wie wär es, die Krautreporter erst mal machen zu lassen und sie dann für das zu verdammen, was sie wirklich sind? Tut mir leid, aber diese Art, im Vornherein alles kaputt zu reden, ist typisch deutsch!

  2. Jan Behrenschmied

    Nun, bei 1000 simulierten Unterstützern bleiben 15.506 und damit immernoch mehr als 15.000. Insofern: Auch ohne die simulierten Unterstützer wurde das Ziel erreicht.

    • frankzimmer

      @Jan Behrenschmied Die Rudolf-Augstein-Stiftung war mit 1.000 Abos zwar der größte aber nicht der einzige XXL-Spender. Addiert man Geldgeber wie Augstein, „Saramarburg“ (20.000 Euro), KNDM (9.000 Euro) usw., bleiben weniger als 15.000 Unterstützer übrig. Das hat der im Blogpost erwähnte und verlinkte Achim Tack dokumentiert: http://www.achim-tack.org/blog/2014/6/14/die-untersttzer-der-krautreporter. Sebastian Esser hat das im NDR-Interview mit Daniel Bröckerhoff auch nicht bestritten.

  3. Jan

    Aus meiner Sicht haben die Krautreporter so jede Glaubwürdigkeit verspielt. Ich bin echt froh das ich kein Abonement abgeschlossen habe, denn diese Schönfärberei hat wirklich nichts mit seriösen Journalismus zu tun…

    Stattdessen hätten die Krautreporter sich lieber mal kritisch mit ihren eigenen Projekt auseinander setzten müssen. Man hat das Geld-Ziel aber nicht das Unterstützer-Ziel erreicht…
    Warum ist das so?
    Warum kamen die Krautreporter nicht aus der Blogspähre raus? (in meinem Freundeskreis hat niemand was davon mitbekommen)
    Was bekommen die Unterstützung nun eigentlich?

    Schade, aber meine Erwartungen an das Projekt sind stark gesunken… Mal schauen ob die Krautreporter nun doch noch abliefern können was sie versprochen haben oder ob am Ende ein 08/15-Medienprojekt bleibt das sank und klanglos versinkt…. Ich tippe auf letzteres und glaube, das in 2 Jahren niemand mehr über die Krautreporter sprechen wird….

  4. Thomas Meschede

    Vielleicht sollte man auch noch eines anmerken.

    Die Krautreporter wollten ja eben genau ein Magazin für die User sein. Doch nehmen wir die Jakob Augstein Stiftung mit ihren 1000 „Geldeinheiten“. Dahinter stecken ja eben nicht 1000 verschiedene Menschen, die aktiv an dem Projekt der Krautreporter aus Lesersicht mitmachen.

    Oder planen die verschiedenen Unternehmen die mehr als 1 Mitgliedschaft erworben haben diese Mitgliedschaften wirklich durch echte, aktive Menschen zu nutzen? Gelesen habe ich bisher davon nichts.

    Also hat Krautreporter zwar das Geld zusammen, wie viele Menschen am Ende aber auch wirklich aktiv sein werden, sich also wirklich für das Projekt interessieren und daran beteiligen bleibt eine Frage, die wohl erst dann beantwortet werden kann, wenn es wirklich los geht.

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